Schwanzlos. Odinskind. Fäulnis.

Nach dem Tod ihres Vaters flieht Hirka vor dem Ritual, das junge Ymlinge für den Dienst des Sehers auswählen soll. In sich trägt sie ein Geheimnis, das ihre Welt erschüttert. Sie ist kein Ymling! Ihr Leben lang dachte sie, ihr fehlender Schwanz – jeder Ymling besitzt einen Schwanz, ähnlich dem eines Löwen – sei von den Wölfen gefressen worden. Jetzt weiß die Wahrheit: Sie ist ein Mensk.

Doch Ymsland ist zerstritten. Politische Zerwürfnisse zwischen Mannfalla und Ravnhov sich eine Sache, dass wiederum immer wieder Blinde, die größten Feinde der Ymlinge, gesehen werden, eine andere.

Bei den Rabenringen selbst handelt es sich um Steinkreise, durch die man andere Welten betreten kann, wenn man denn die Möglichkeit dazu hat. Zudem besitzt jeder Ymling eine magische Kraft, die Gabe, die ihm ermöglicht, die Erde zu fühlen.

Odinskind: Zusammen mit Rime An-Elderin reist Hirka durch Ymsland. Sie kämpfen gegen Blinde, geraten zwischen politische Fronten und bringen mit ihrer Erkenntnis, dass der Seher, ein allmächtiger Gott, nicht existiert, die Welt ins Wanken.

Fäulnis: Hirka ist nun in der Welt der Menschen gelandet. Doch anstatt dazuzugehören fühlt sie sich fremd und unverstanden. Das ganze wird nicht besser, als plötzlich Blinde auftauchen und sie auf ihrem leiblichen Vater trifft: Graal, der Krieg gegen Ymsland führt. Erneut wird Hirkas Welt auf den Kopf gestellt und alles was sie zu wissen glaubte, stellt sich als Irrtum heraus.

Gabe: Hirka geht unter die Blinden, um ein Heer nach Ymsland zu führen. Doch in den Schatten arbeitete sie an etwas ganz anderem: die Gabe zu heilen. Um ihr Unterfangen durchzusetzen, muss sie sich verändern. Sie wird kälter, grausamer und doch gelingt es ihr, die alte Hirka zu bleiben. Die Heilerin.

Als Tochter eines Heilers hat Hirka eine sehr erfrischende Einstellung zum Töten, dass in vielen Fantasy-Büchern einfach hingenommen wird – spätestens dann, wenn der Hauptcharakter zum ersten Mal getötet hat. Von allen drei Büchern – Odinskind, Fäulnis, Gabe – hat mir das Zweite am meisten gefallen. Hirkas Sicht auf unsere Welt hebt die Seltsamkeiten, die für uns Alltag sind, hervor und regt zum Nachdenken über Leben und Tod an.

Außer der Tatsache, dass ein kleines, unter den Tisch gekehrtes Detail die Welt auf den Kopf stellt, gefällt mir an den Rabenringen vor allem, wie die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ langsam aber sicher verschwimmen. Am Anfang scheint es sicher: Urd ist böse, die Blinden sind böse, Hirka ist gut… doch was ist mit Rime, der sich das Töten zum Beruf gemacht hat und trotzdem so freundlich ist? Und sobald die Blinden näher ins Spiel kommen, erkennt man auch ihre Vielfältigkeit. Am Ende gibt es weder „gut“ noch „böse“. Jeder folgt seinen eigenen Absichten, sei es Blutdurst, Macht oder Liebe.

Empfohlene Artikel